Zwischen Java und Pizza napolitana

Treffen mit der Java User Group Karlsruhe

„Signorina, was darrrf es sei?“… Bestimmt und mit angenehm über den Notizblock gerolltem Italo-Rrrrr werde ich im Karlsruher Pizzahaus nach meinem Getränkewunsch gefragt. Und just in dem Augenblick, in dem ich zu einem „Vielleicht einen Tee? Was haben Sie denn an Sorten da?“ ausholen möchte, werde ich erneut aus einer knappen Konzentrationsphase gerissen: „Eine junge Dame ganze alleine am Tische? Möchten Sie warrrten?“. „Nein“, entgegne ich, „ich habe ein Blind Date mit einer Horde Informatiker“, posaune ich mit der kerzengeraden Rückenhaltung einer After-Hour-Berufstätigen raus und beende den irritierten Blick des Kellners mit einem „Ähm, also, dann nehme ich wohl einen Latte Macchiato.“

Wenige Minuten später trifft einer der üblichen Info-Verdächtigen ein und steuert zielsicher den hinteren Lokalbereich an. Ich schnappe augenblicklich meine Sachen, laufe geradewegs auf ihn zu und frage mit semi-geneigtem Kopf, hochgezogener Braue und aufgerissenem Auge: „Von der JUG KA?“. „Ja, ich bin Florian, wir hatten geschrieben.“ „Super, Bombentiming, dann setze ich mich gleich mal zu Dir!“.

JUG KA – das steht für Java User Group Karlsruhe und Florian ist seit 2007 Teilnehmer und seit 1,5 Jahren einer der Organisatoren der Karlsruher Group. Deren Gründung erfolgte im Jahre 2007 von Seiten eines Studenten, der damals Sun Campus Ambassador war; sprich studentischer Campus-Vertreter von Sun Microsystems, dem ursprünglichen Inhaber des Warenzeichens für Java. Heute Abend findet ein nettes Sit-in einiger User Group Members aus Karlsruhe im Pizzahaus in der Oststadt statt.

Florian erschlägt mich voreingenommenes Wesen mit einer Welle sozial kompetenter Kooperationsbereitschaft und entstaubt mit einem netten Lächeln und dem locker-leichten Halten des Blickkontakts das Bild des Dauer-Counter-Strike-Zockers und des Germanistinnen in der Mensa verschämt nachstellenden Freaks.

Bei einem entspannten Bierchen erzählt Florian, dass die Java User Groups unter unterschiedlichen Voraussetzungen entstanden sind. Teilweise gab der damalige Großkonzern Sun Microsystems – aktuell die Tochter von Oracle Corporation – den Impuls zur Gründung der Gruppen, teilweise schlossen sich interessierte Nutzer einfach so zusammen. Die einzelnen JUGs sind autonom, werden allerdings mit Sprechern und Referenten für gezielte Vorträge unterstützt. Alle Engagierten arbeiten vollständig auf freiwilliger Basis, ergo unentgeltlich.

Auf meine Frage, wie sich Java dem normalsterblichen Computer-User per simpler Definition näher bringen lässt, erhalte ich eine klare nachvollziehbare Antwort. „Java ist eine Programmiersprache und Plattform, die aus meiner Sicht das größte Potential hat, dauerhaft zu bestehen. Sie wird auf Servern, Websiten und mobilen Endgeräten mit der größten Vielschichtigkeit eingesetzt.“, antwortet Florian überzeugend. Daraus erkläre sich auch die große Java-Anhängerschaft. Die Karlsruher JUG verzeichnet bei XING ca. 500 Mitglieder „Wir haben ca. 100 aktive Mitglieder, die verbindlich und regelmäßig an Vorträgen teilnehmen.“ „Das ist eine beträchtliche Anzahl“, entgegne ich und frage interessiert nach, ob die Group ausschließlich auf Karlsruhe beschränkt oder auch überregional tätig ist. „Es gibt auch kleinere User Groups, wobei auch Leute aus dem Umland bei uns vertreten sind. Darüber hinaus hatten wir auch schon Teilnehmer aus Freiburg und Stuttgart da, der Kontakt ist allerdings eher lose.“

Laut Florian sei die Autonomie der einzelnen Groups auch sehr wichtig und identitätsstiftend für die einzelnen Groups. Dennoch besteht ein deutscher Dachverband, die Mitgliedschaft ist allerdings nicht zwingend. Einmal jährlich fände zusätzlich eine von der belgischen Java User Group organisierte Konferenz statt, die auch den Austausch der Groups untereinander forciere. Darüber hinaus biete die Konferenz auch eine optimale Plattform für das Umschauen nach guten Sprechern und Referenten, die für Vorträge gewonnen werden könnten, erklärt Florian, endlich seine krosse Pizza Hawai entgegen nehmend.

Den ersten Bissen lasse ich ihn noch genüsslich zu Ende kauen, führe jedoch daraufhin – das heimliche Zwinkern des Mitt-Fünfziger-Kellners ignorierend – mein Fragen-Bombardement unaufhaltsam fort: „Und welchen Mehrwert hat die JUG KA nun für potentielle Groups sowie für Euch als langjährig Aktive?“. „Viele Aspekte bringen einen eindeutigen Mehrwert hervor“, spricht Florian und legt dabei seine frisch beladene Gabel beiseite. „Interessante Vorträge, die im Rahmen anderer kommerzieller Veranstaltungen sehr teuer wären, sind bei uns umsonst. Ein erheblicher Vorteil für jeden, der sich weiterentwickeln und dazulernen möchte. Das Netzwerken mit Firmen, Kooperationen und einzelnen Mitarbeitern wird erleichtert. Die Austauschplattform ermöglicht, am Ball zu bleiben und Updates zu erhalten.“

Tröpfchenweise stoßen weitere fünf JUG-ler aus Karlsruhe ein, die zum geselligen Stell-Dich-Ein weder mit mir noch mit meinem Fragenkatalog gerechnet hatten. Doch sie nehmen es sportlich, bestellen, essen, lauschen und mischen bei der Beantwortung der Fragen konstruktiv mit.

Eine dieser Fragen richte ich in die heiter kauende und auskunftsfreudige Runde: „Welche Wege nutzt ihr, um weitere Members zu akquirieren?“. Hier werden unterschiedliche Online-Medien, von Twitter über XING bis hin zu Mailinglisten genannt. Außerdem sei es wichtig, das Netzwerk stetig wachsen zu lassen, damit die Existenz sowie die Inhalte der JUG Karlsruhe nach außen getragen würden. Ein weiterer nicht unerheblicher Weg sei die Mund-zu-Mund-Propaganda, über die gezielt in Bekannten- und Kooperatorenkreisen potentielle Teilnehmer geworben werden könnten. Das sei besonders wichtig, da es sich bei der JUG Karlsruhe um eine unkommerzielle Group handele. Wobei – so teilt man mir mit strahlenden IT-ler-Augen mit – von  synyx, dem Karlsruher IT-Dienstleister, der auch Florians Arbeitgeber ist, kämen die Getränkespenden. Sie seien eben eine gut funktionierende Non-Profit-Gemeinde mit unbezahlten, freiwilligen Rednern, welche die Anreise aus eigener Tasche aufbrächten.

„Um an das erwünschte Wachstum der User Group anzuknüpfen…“, fahre ich fort, „Inwiefern sind Studenten des KIT oder anderer Karlsruher Hochschulen für Euch interessant?“. Sofort werden Pizza, Pasta und Besteck beiseitegelegt und nahezu unisono ein überzeugtes „Wir sind sehr interessiert!“ ausgestoßen. Florian fährt darauf hin fort: „Wir sind sowohl offen für Studenten als auch für Berufstätige, vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen – unsere Devise ist es, selbst dazu zu lernen und Wissen anderen kostenlos zur Verfügung zu stellen. Bei uns kann man sich sehr gute Anregungen holen und die JUG KA als Info- und Wissenstransfer-Plattform verstehen.“

Daher sei die Kooperation mit uns als Nerdzone sehr wichtig und fruchtbar, da das stete Wachstum hinsichtlich der Teilnehmerzahl und des gesammelten austauschbaren Wissens schließlich im Vordergrund stünde – so der kollektive Konsens der inzwischen satten und schlürfenden Runde.

Ein intensiverer Eindruck der Java User Group Karlsruhe könne bei XING, Twitter und auf jug-ka.de gewonnen werden. Also, liebe Nerd-ler, schaut euch die netten Jungs und Mädels (ja, es gibt tatsächliche welche bei der JUG KA) und deren attraktives Angebot näher an. In der lauschigen Pizzahaus-Runde waren unter anderem IT-ler vertreten, welche in den Bereichen Software Engineering, Consulting und Coaching, entweder als Freelancer oder Angestellte (u.a. bei  synyx, 1&1, Comsoft, Citrix Online) arbeiten. Ergo gute Leute in einem guten, neue Möglichkeiten eröffnenden Umfeld mit einer gemeinsamen Leidenschaft: Using Java!

Danke der JUG KA für ein sehr nettes, aufgeschlossenes und informatives Gespräch und dem Pizzahaus für ein tolles Ambiente mit pfiffigen Kellnern.

Kontakt:
http://jug-ka.de
https://twitter.com/jugka
https://www.xing.com/net/jug-karlsruhe/
http://nerd-zone.na-media.com/synyx