Analyse der Nerds-Spezies auf dem Campus – Part III


So unterschiedlich unsere Geistsozi-Nerdtypen dieser Woche auch erscheinen mögen, sie eint die sportliche Disziplin, mit der sie vorangehen: der eine shaped den Body, der andere den Akademiker-Lebenslauf:

Typ 5: Der Vollblut-Akademiker-Nerd: Ich will´s wissen und keiner hält mich auf

Wissenschaftliche Mitarbeit ist der Weg zum klar deklarierten Ziel: Höher, schneller und weiter über die Post-Doc-Karriereleiter, hinauf zum Forschergipfel. Dieser Nerd hat keine wertvolle Zeit zu verschwenden. Währen andere sich im Zuge ihres Studiums durchschnittlich 287mal das Tequilasalz von der Hand lecken und ebenso häufig in Nachbars Vorgarten vom rasenmähenden Hausherren geweckt werden, verweilt der Vollblut-Akademiker-Nerd  in seiner Lernstube, den Kopf zwischen zwei Buchdeckeln und haut blind die gemächlichen Denker-Anschläge in die Tasten seines PCs. Zwischen der Analyse der Wittgensteinschen Sprachphilosophie, der Interpretation von Äsops Fabeln und der kritischen Stellungnahme zu Marx` Kommunistischem Manifest gondelt er, das Ziel klar vor Augen behaltend, unbeirrbar und schmiert sich in einer freien Minuten zur Geistentleerung und Magenbefüllung ein fesches Käsebrot. Nach ein, zwei Stunden youtubing durch die Aufzeichnungen des literarischen Quartetts, beschließt er, morgen aber mal wieder richtig konzentriert zu arbeiten, ihm stehen schließlich noch vier Treffen in den kommenden zwei Wochen mit Co-Stipendiaten bevor…

Nerdometer: 10

Typ 6: Der Nerd-wider-Willen: Ey, Mann, wo sind meine Kickschuhe???

Hier treffen wir auf einen besonders atypischen, ergo besonders erforschenswerten Nerd. Der, der sich dem System machtlos ausgeliefert fühlt, an die Grenzen seines Wissens und Könnens stoßend die Hände intellektuell angewidert über dem Kopf zusammenschlägt; dieser Typ könnte folgenden inneren Monolog während eines literaturwissenschaftlichen Seminars führen: „Scheiße, Mann, Kafka, so ´n Dreck, ist mir doch scheiß egal, was der fürn Stress mit seinem Vater hatte, wäre er doch gepflegt einen trinken gegangen. Bis der da vorne fertig ist mit Erzählen, verpasse ich die Sportvorlesung… Oh, fuck, warum habe ich nicht einfach Mathe oder Physik dazu gewählt. Oh, man stimmt, das kann ich ja gar nicht…“. Zugegebenermaßen kommt dieser Nerdtypus nicht besonders gut weg, geht allerdings mit seiner Talentfreiheit bedingten Zwangsentscheidung, Germanistik und Sport für das gymnasiale Lehramt zu kombinieren, offen und selbstkritisch um und wird somit zum beinahe sympathischen Antihelden des Geist-Sozi-Nerd-Clans.

Nerdometer: 2,5


In der nächsten Ausgabe widmen wir uns dem Thema „How to handle a Geistsozi-Nerd as a technical Nerd – der Knigge für ein zivilisiertes Miteinander“.