Catch-the-Job: Der Job-Shuttle

…nicht schon wieder eine Jobmesse!

Können die sich nicht einfach alle zusammentun. Das Angebot an Veranstaltungen dieser Art scheint mittlerweile größer zu sein, als die Anzahl der zu rekrutierenden Studenten an sich. Als Student im IT-Bereich – und dann auch noch in weiblicher Form – muss man sich in acht nehmen, nicht gleich vom Fleck weg rekrutiert zu werden.

Das war mein erster Gedanke, als ich den Schriftzug „catch-the-job“ in penetrantem Pink auf einem Plakat zum ersten Mal las. Ich wollte auf dem Absatz kehrt machen, doch mein Kommilitone Jörg rührte sich keinen Zentimeter und nippte gemütlich an seinem übergroßen Kaffeebecher. Ich wurde stutzig. Normalerweise meidet er solche Veranstaltungen mindestens genauso sehr wie Cafés, die kein kostenfreies W-LAN zur Verfügung stellen. Aus dem heiteren Nichts murmelte er einen Satz wie „Da sollten wir hingehen. Soll ganz cool sein, wie ich gehört hab`“. Wie bitte?! Wir sollten da mitmachen? Niemals! Ich weigere mich, mit diesem pinken Etwas überhaupt in Kontakt zu treten.

10.20 Uhr, 23.11.2010: Ich stehe am Südbahnhof in Karlsruhe und lasse mir gerade von meinem Reiseleiter eine überdimensional große „KARLSRUHE-Tasche“ aushändigen – gefüllt mit so allerhand, wie ich auf den ersten Blick erkennen konnte. Wie es dann doch dazu kam, dass ich nun hier stehe? Das weiß nur der liebe Paladin. Nach der Online-Anmeldung ging alles ganz schnell. Bestätigung bekommen, ein paar Tage später alle organisatorischen Details. Jörg hat sogar noch zwei weitere Kommilitonen mobilisieren können. Da saßen wir  – Mike, Chan, Boris und ich – in einem komfortablen Reisebus um den ersten von 3 Standorten zu begutachten. Während der Fahrt flossen Informationen über das, was uns erwartet. Zumindest WER uns erwartet. Endlich kann ich die Inhalte des KA-Bags begutachten. Hmm… Dinge die kein Mensch braucht, aber irgendwie freut man sich trotzdem drüber: Textmarker, Kuli, Schlüsselband, Pfefferminz. Die Ansammlung an Flyer ignoriere ich grundsätzlich. Was ich noch darin fand war eine Bewerbermappe gefüllt mit Lebensläufen der Firmen. Bei dem Gedanken, dass sich Unternehmen bei MIR bewerben, muss ich dann doch schmunzeln. Nette Idee!

So, da sind wir! Erster Standort, los ins Getümmel. Oder lieber doch nicht? Zu spät, der Reiseleiter scheucht uns aus dem Bus. Also gut, Augen zu und durch! Ich mag diese Devise überhaupt nicht. Was mich danach erwartete, hat mich etwas überrascht.

Keine steifen Anzugträger – ich nenne sie auch gerne Agenten. Hochoffizielle Gespräche? Fehlanzeige! Ich war wirklich überrascht, dass sogar einige Entwickler vor Ort waren, die fachlich einiges drauf hatten. Nach der ersten halben Stunde, nachdem ich eine leichte Panikattacke erfolgreich abgewandt hatte, konnte ich sogar einen Happen vom Buffet zu mir nehmen.

Rückblickend muss ich mir eingestehen, dass es sich gelohnt hat, seine Skepsis abzulegen. Catch-the-job ist keine Jobmesse im klassischen Sinne. Nein, ganz und gar nicht. Was es mir letztendlich gebracht hat?

  1. Die Erkenntnis, dass Karlsruhe an sich doch einiges zu bieten hat, was die IT-Branche angeht -1&1 ist also nicht der einzige Arbeitgeber weit und breit.
  2. Die Möglichkeit bei einem Mittelständler meine Bachelor-Thesis zu schreiben.

Marlene L. aus Karlsruhe (25)