Studierende Nerds auf Reisen: Neue Technik macht es möglich

Studienzeit, schönste Zeit. Derart viel Freiraum genießt man im Leben höchstwahrscheinlich nie wieder. Doch wohin mit der ganzen Freizeit, wenn es an Geld mangelt? Begrenzte finanzielle Mittel sind der Nachteil des Studentenstatus, trotzdem stehen finanzschwere Aktivitäten wie Reisen ganz oben auf der To-Do-Liste der jungen Leute. Mit wenig Geld möglichst viel von der Welt sehen – geht das? Wie findet man hier einen guten Kompromiss, welche Hilfsmittel gibt es und wie hat das World Wide Web die Reisetrends in den letzten Jahren beeinflusst?

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Als Student auf Reisen sparen

Studentenrabatt gibt es nicht nur im Kino, auch Reiseveranstalter und die Transport-Branche haben sich auf die finanzschwächere Kundschaft eingestellt. Das betrifft sowohl Angebote wie die studentische Bahncard als auch spezielle Jugendreisen, Austausch- und Aupairprogramme oder Agenturen, die bei der Organisation von so genanntem „working holiday“ helfen. Selbst ist der Uni-Geek: Auch frei- und onlinezugängliche Angebote wie Fernbus, Mitfahrgelegenheit, Wimdu oder Couchsurfing funktionieren nach dem Motto „travel more, pay less“. Ein Tipp: Mit einem internationalen Studentenausweis erhält man Preisnachlässe in Hostels, Museen oder Nahverkehr weltweit, er muss beim städtischen Studentenwerk oder online beantragt werden und kostet nur 12 Euro.

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Reisetrend erkannt: Universitäten fördern Auslandsprogramme

Dass Auslandsaufenthalte nicht nur Spaß machen, sondern auch unglaublich nützlich sind, haben die Universitäten längst erkannt. Jede Hochschule verfügt über Partnerstädte und Erasmus-Programme, die Auslandserfahrungen zu günstigen und bildungsfreundlichen Konditionen ermöglichen. Mittlerweile wird sich auch hier den technischen Erungenschaften angepasst, zum Beispiel mit Hilfe elektronischer Bewerbungsverfahren. Thomas Mosthaf, Leiter der Kommunikation des Studentenwerks Karlsruhe, beobachtet das Phänomen auch anders herum: Ausländische Studenten bedeuten für deutsche Unis enormen Zuwachs. Auf der Höhe der Zeit gibt es dort sogar eine spezielle App in verschiedenen Sprachen, welche die Organisation für internationale Studierende vereinfacht hat. Neuartige Reiseformate sieht das Studentenwerk als Bereicherung: „Da wir immer mehr Studenten haben, muss auch das Wohnraumangebot zunehmen. Schickte man früher noch ein Fax, arbeiten wir mittlerweile sogar mit Airbnb zusammen um zumindest für die Übergangszeit etwas zu finden“, so Mosthaf. Mittlerweile beherbergt Karlsruhe 45.000 Studenten (vor vier Jahren waren es noch 35.000), was ungefähr jedem 9. Einwohner entspricht.

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Das Internet übernimmt die Reiseplanung

Unser modernes Reiseverhalten wird von völlig neuen Mechanismen definiert: Wo früher noch das Reisebüro, Reisekataloge und Landkarten die Planung übernommen haben, dominieren heute Apps, Online-Booking und Vergleichstechnologien. Der Trend geht vor allem zur Kostenminderung und Individualisierung, was innovative Konzepte wie Couchsurfing oder Fernbusse auf den Plan gerufen hat. Auch die Optimierung der Transportwege schreitet voran: „Reisende wollen heute die Freiheit haben, zu vergleichen und zu kombinieren, um sich ihre Trips – egal wohin – individuell zusammenzustellen und so eine Menge Zeit und Geld zu sparen“, sagt Naren Shaam, Gründer des Transportmittelvergleichs GoEuro. Eine entscheidende Rolle spielt das Networking im Social Web: Durch die in Reiseforen, Bewertungsplattformen oder Reiseblogs geteilten Erfahrungsberichte sind Reisetipps noch authentischer geworden. „Social, mobil und local – das macht ein Unternehmen im Reisesektor heute aus“, so Shaam. All das verstärkt wiederum den allgemeinen Reisedrang, der mit GoEuros Vergleichstool günstig in die Tat umgesetzt werden kann.

Klassische Reiseanbieter bauen ihr Onlineangebot aus

Wie verhalten sich klassische Institutionen der Reiseplanung, zum Beispiel Reisebüros, um dem digitalen Konkurrenzdruck standzuhalten? Der seit 1971 existierende Reiseanbieter STA Travel hat sich angepasst und baut auch sein Webangebot zunehmend aus: „Die Konkurrenz ist da und wir passen unser Marketing konstant an, um auf Trends zu reagieren“, so STA Travel. Mit speziellen Angeboten wie „Studentenflügen“ oder „Around-the-World-Tarifen“ kann es durchaus mit den Online-Wettbewerbern aufgenommen werden. „Viele Kunden bevorzugen zudem nach wie vor den direkten Kontakt zum Berater“, erklärt STA Travel weiter, bei einer persönlichen Beratung vor Ort winkt dem Urlauber sogar ein Reisegutschein von 20 Euro.

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Bereicherung statt Konkurrenz

Viele der digitalen Angebote sehen sich nicht als Konkurrenz, sondern als Alternative und Erweiterungsangebot zu den herkömmlichen Anlaufstellen. So auch die Plattform Wimdu, auf der Privatpersonen ihre Unterkunft an Reisende vermieten. Hier können auch Erasmusstudenten nicht nur für die Dauer eines Urlaubs, sondern auch längerfristig profitieren: „Wir haben Kunden, die monatelang in Wohnungen aus unserem Angebot geblieben sind“, erklärt die Wimdu Pressestelle. Einen ganz besonderen Tipp für Studierende hält Studentenwerksleiter Thomas Mosthaf noch bereit – das Couchsurfing der etwas anderen Art: „Es gibt mittlerweile auch spezielle Programme in Zusammenarbeit mit älteren Leuten, bei denen man gegen ein Tätigkeiten wie ein bisschen Gartenarbeit oder Computerunterricht umsonst wohnen kann.“ Nur digital Natives profitieren von den Möglichkeiten der Reiseneuzeit? Diese Annahme ist hiermit widerlegt.